Mehr als ein Putzjob

Warum die Nistkastenpflege so wichtig ist und was man dabei alles lernen kann

Spätestens im Herbst ist der gesamte Vogelnachwuchs aus den in Wald und Feld zur Verfügung gestellten und bewohnten Nistkästen ausgeflogen. Zurück bleiben beim Auszug der Vögel neben den Nestern auch die häufig darin lebenden Parasiten wie Vogelflöhe, Milben oder Zecken.

 

Um die Vogelbrut des Folgejahres hiervor zu schützen, sollten die Nistkästen also gründlich saubergemacht werden, bevor sie im kommenden Frühjahr erneut zum Brüten genutzt werden.

 

Der richtige Zeitpunkt dafür ist nicht immer leicht zu finden. Grundsätzlich ist der Spätsommer perfekt für die Nistkastenreinigung geeignet. Doch genau in dieser Zeit stehen für den NABU Ober-Erlenbach verschiedenste andere Arbeiten an, bei denen die vorhandenen Helfer eingesetzt werden. So findet also die Reinigung der weit über 100 Nistkästen traditionell im Februar statt. Hier gilt es, bei der Terminfindung zu beachten, dass es ein paar Vogelarten gibt, die bereits sehr früh mit dem Brutgeschäft starten. Zudem besteht die Gefahr, den einen oder anderen Winterschläfer über Gebühr zu stören. Es ist also Fingerspitzengefühl gefragt. Auch deshalb, weil es immer wieder vorkommt, dass etliche Kleintiere, darunter nützliche und bedrohte Arten, im Winterhalbjahr ebenfalls in Vogelnistkästen Quartier beziehen. Die Rede ist beispielsweise von Ohrwürmern, Florfliegen, Wespen- und Hummelköniginnen, aber auch von Säugetieren wie z.B. verschiedenen Mäusearten.

 

In diesem Jahr war der bestmögliche Zeitpunkt dann aber doch schnell gefunden: Nachdem das Wetter am 06. Februar den Mitgliedern und Helfern einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, wurde die Reinigung der Nistkästen am 13. Februar mit rund 20 Kindern und Erwachsenen nachgeholt.

Insgesamt drei Teams sind über den Lohwald, die Steinmühlstraße bis in verschiedene Gebiete des Wingert ausgeschwärmt und haben geputzt, was das Zeug hält. Unter „Putzen“ sollte hier jedoch bitte nicht ein Wischen mit Reinigungsmitteln oder gar Desinfektionsmitteln verstanden werden! Vielmehr wurden die alten Nester und groben Verunreinigungen mit einem Spachtel ausgekratzt und anschließend mit einem Pinsel der letzte Dreck ausgefegt- schon war der Nistplatz „besenrein“ und vorbereitet für den nächsten Einzug.

 

Die Nistkastenreinigung ist aber noch weit mehr als nur ein Putzjob. Besonders stolz ist der NABU Ober-Erlenbach, dass in den letzten Jahren immer mehr Kinder mit ihren Familien an der Aktion helfend teilnahmen. Richtige Detektivarbeit war gefragt: Neben all dem, was sich aktuell in der Natur bewegt und in den Startlöchern für das kommende Frühjahr steht, konnte man beim Entnehmen des alten Nistmaterials erkennen, oder zumindest einmal vermuten, wer hier im vergangenen Winter so alles gewohnt hat. Meisen etwa verwenden vor allem viel Moos und Tierhaare, um ihre Nester auszukleiden. Die stillgelegte Wohnung des Kleibers hingegen, erkennt man sehr gut daran, dass es am Eingangsloch verklebt ist. Außerdem verwendet er für den Brutraum in der Regel Rinde und morsche Holzstücke. Blätter im Brutraum sprechen hingegen eher für Vogelarten wie den Gartenrotschwanz, Stare oder den Haus- und den Feldsperling.

 

Es gab also viel zu entdecken, zu lernen und tatsächlich auch zu tun. Danke an dieser Stelle allen, die sich mit uns auf den Weg gemacht hatten. Die nächste Reinigung kommt bestimmt und Helfer sind auch in der nächsten Saison wieder herzlich willkommen