Machen wir es den Fledermäusen bequem

Mit einem kleinen Trick locken Sie die Flugkünstler in den heimischen Garten. Gewöhnliches Leimkraut, Seifenkraut  und Wegwarte sind nachtblühende und nektarreiche Pflanzen, die mit ihrem intensiven Duft Nachtfalter anlocken. Diese wiederum zählen bei vielen Fledermausarten zu den Lieblingsspeisen.

Es ist gar nicht so einfach eine Fledermaus in Bewegung zu sehen. In der Dämmerung begeben diese sich langsam auf Nahrungssuche und schießen lautslos durch die Luft. Rund 25 Fledermausarten sind in Deutschland heimisch und selbst die kleinen von ihnen fressen in einer Nacht hunderte von winzigen Mücken. Sie sind damit für den gemeinsamen Grillabend im Garten also wertvoller als jedes Mückenspray oder jede Duftkerze. Doch die "Schönen der Nacht" sind bedroht. Seit Jahren geht die Population und Vielfalt zurück. Der Grund: Fledermäuse leiden zunehmend unter Wohnungs- und Nahrungsnot. Wir wollen Ihnen aufzeigen, was Sie tun können um zu helfen:

Nahrungsangebote schaffen

Eigentlich ist es ganz einfach: überall da, wo Insekten sind, fühlen sich Fledermäuse wohl. Dafür ist es wichtig, den Garten möglichst mit vielen unterschiedlichen Strukturen zu gestalten. Der englische Rasen ist hier ein Negativ-Beispiel. Und sind wir mal ehrlich, selbst für uns stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis. Vertikutieren hier, trimmen dort, dann natürlich düngen und nachsähen. All das ist ziemlich aufwändig für den vermeintlich perfekten Garten. Dann doch lieber eine artenreiche Wiese mit heimischen Stauden. Die macht weniger Arbeit, duftet im Sommer viel intensiver und bietet ganz nebenbei den Insekten einen Lebensraum.

Statt der Thuja Hecke können heimische Gehölze wie Hundsrose oder Holunder gepflanzt werden. Zum einen sind Thuja ohnehin giftig für uns und zum anderen können wir sowohl die Holunderblüten und -beeren als auch die Hagebutten zu echten Köstlichkeiten verarbeiten. Wasser schafft Vielfalt: Ein Teich oder gar ein Bachlauf zieht viele Insekten an und sorgt so für einen reich gedeckten Tisch der Fledermaus. Eine Vielzahl von nachtblühenden Pflanzen ist besonders gut geeignet, um Nachfalter und damit Fledermäuse anzulocken. Hier eine kleine Auswahl:

Verschiedene nachtblühende Pflanzen

Name  lateinischer Name
Nachtviole Hesperis matronalis
Mondviole Lunaria rediviva
Levkojen Matthiola incana
Gemshorn Matthiola bicornis
Taglilien emerocallis citrina und H. lilioasphodelus
Nachtkerzen enothera odorata oder O. macrocarpa
Leimkraut Silene vulgaris
Seifenkraut Saponaria officinalis
Wegwarte Cichorium intybus 

Wohnraum für Fledermäuse

kleiner Abendsägler in einer Asthöhle (NABU/Otto Schäfer)
kleiner Abendsägler in einer Asthöhle (NABU/Otto Schäfer)

Auch bei der begrenzten Wohnraumsituation können wir Abhilfe schaffen. Grundsätzlich mögen Fledermäuse Quartiere, die kühl, feucht und frostfrei sind. In der Natur sind das zum Beispiel Holzspalten in alten Bäumen. Mit diesem Wissen sollten wir also überlegen, ob wir alten Baumbestand wirklich komplett zurück schneiden, oder nicht Teile davon stehen lassen können.

Fledermäuse sind dafür bekannt, nicht ständig im selben Lebensraum angetroffen zu werden. Wie häufig eine Fledermaus ihren Wohnort wechselt, hängt von der Art der Fledermaus ab. Außerdem ist das Jagdrevier der Tiere ausschlaggebend für einen neuen Wohnraum. Die Art der grundsätzlich nachtaktiven Tiere bestimmt auch ihre Verhaltensweise und ihre natürliche Umgebung. Einige Arten sind Einzelgänger, andere hingegen leben in Gruppen zusammen. Manche dieser Arten bevorzugen Gewässer und Höhlen, andere wiederum leben gern in Wäldern.

 

Nachfolgend wollen wir noch ein paar unterschiedliche Lebensräume beschreiben, in welche sich Fledermäuse zurück ziehen und geben ein paar Tipps zum Bau von Wohnraum.

Das Winterquartier

Ein Winterquartier für Fledermäuse sollte alles mitbringen, das den Tieren ihre Winterruhe ermöglicht. Konkret heißt das, es geht um einen ruhig gelegen Raum, der eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweist und frostfrei ist. Wichtig ist aber auch, dass sich dieser Raum nicht zu stark erwärmt.

 

Diesen Anforderungen werden meist dickwandige Hohlräume, wie Bäume, Erdlöcher, bzw. massive Bauwerke gerecht. Normale Fledermauskästen erfüllen die Bedingungen nicht und werden zur Überwinterung in der Regel nicht genutzt. Im Umkehrschluss heißt das, die kalten Wintermonate können genutzt werden, um die normalen Fledermauskästen zu begutachten und wenn nötig Instand zu setzen.

Das Wochenstubenquartier

Im Wochenstubenquartier werden die Jungtiere zur Welt gebracht und es dient den Weibchen zur Aufzucht des Nachwuchses. Da die Tiere sehr empfindlich gegenüber Änderungen der Temperatur sind, sollten die Bedingungen des Wochenstubenquartiers sehr stabil sein.

Die meisten Weibchen leben in der Wochenstube normalerweise in kleinen Kolonien von mindestens 20 Tieren. Je nach Art sogar in noch weit größeren Gruppen. Das Quartier muss also ausreichend groß sein, um vielen Fledermäusen ausreichend Platz bieten zu können.

Auch hier gibt es die Möglichkeit, entsprechenden Raum nachzubauen. Natürlich sollten auch diese Kästen fest verschraubt oder befestigt werden, um den größtmöglichen Halt gegen Wind zu bieten.

Das Sommerquartier

Nach dem Verlassen des Winterquartiers leben die Männchen in Sommerquartieren, die von den Weibchen und deren mittlerweile großgezogenen Jungen aufgesucht werden. Diese Quartiere nutzen die Fledermäuse meist bis in den Herbst hinein. Montiert werden sollte das Sommerquartier an einem halbschattigen Standort (zum Beispiel unter einem Dachüberstand), da sich die Quartiere in einer zu intensiven Sonneneinstrahlung sehr aufheizen könnten, was für diverse Arten nachteilig wäre. Manche Arten benötigen noch vor dem Winterquartier ein eigenes Plätzchen, um sich paaren zu können.

Das Paarungsquartier

Bei den meisten Fledermausarten findet die Paarung im Sommer- oder Winterquartier statt. Bei einigen Arten jedoch, so auch bei dem großen Abendsegler, sucht das Männchen Paarungsquartiere auf, zu welchen es  etwaige paarungsbereite Weibchen mit einer artspezifischen Duftmarkierung und Paarungsrufen lockt. Diese Paarungshöhlen werden in der Regel von den Männchen alleine besetzt und gegen mögliche Konkurrenz vehement verteidigt. Die Paarungsquartiere können auch etwas kleiner gestaltet werden, da sie in der Regel nur Platz für zwei Fledermäuse bieten müssen

Fledermauskasten selber bauen

Viele Menschen bauen eigens Unterschlüpfe für die kleinen Tiere, um ihnen so zu helfen. Die Fledermauskästen sind speziell an die Bedürfnisse der Fledermäuse angepasste Häuser, die ähnlich wie ein Vogelhaus an einem Baum angebracht werden können.

Man unterscheidet bei den Fledermauskästen zwischen Flachkästen für spaltenbewohnende Arten und sogenannten Raumkästen. Für alle Arten von Kästen sollten ein paar Dinge beim Bau beachtet werden, damit die Fledermäuse vor Vögeln und Mardern geschützt sind und sich in ihrem Quartier wohlfühlen:

  • Benutzen Sie unbehandeltes Holz mit rauer Oberfläche. Besonders die Rückwand des Kastens muss stark aufgeraut sein, damit die Fledermäuse festen Halt finden.
  • Bringen Sie die schmale Einflugöffnung an der Kastenunterseite an - Fledermäuse klettern dann nach oben und sind vor Feinden geschützt.
  • Bringen Sie die Nistkästen in mindestens fünf Metern Höhe an. Übrigens: Sie können Fledermauskästen auch fix und fertig kaufen.

Ein Fledermauskasten für spaltenbewohnende Arten ist nicht schwer nachzubauen. Eine Bauanleitung haben wir hier:


Quellen