Wenn der erste Apfel fällt

„Ein paar fallende Äpfel bedeuten nicht gleich Erntezeit“

 

Viele Menschen sehen in diesen Tagen nicht nur Zwetschgen oder Mirabellen (Steinfrüchte), sondern auch Äpfel  oder Birnen (Kernfrüchte) unter dem Baum liegen und denken sofort: „Jetzt sind alle Äpfel reif!“ – doch das ist oft ein Trugschluss.

MDR Brigitte Goss
MDR Brigitte Goss

Warum fallen die ersten Kernfrüchte?

Wie alle Pflanzen sind auch Fruchtbäume stark optimiert, um nicht zu sagen sehr intelligent. Ein Baum hat immer das bestreben eine möglichst gute und reiche Ernte bei ökonomischer Auslastung jetzt, und in Zukunft sicher zustellen. Es geht ja um sein Überleben und seine Fortpflanzung. Auf externe Faktoren die das beeinflussen reagieren die Bäume. 

  1. Schädlingsbefall: Wurmstichige Früchte (meist durch Apfelwickler oder andere Insekten) reifen schneller oder werden vom Baum vorzeitig „abgeworfen“. Das ist eine Art Selbstschutz des Baums – er trennt sich von Früchten, die er nicht mehr optimal versorgen kann.
  2. Wetterbedingte Stressfaktoren: Starker Regen nach Trockenheit, Hagelschlag oder starker Wind können einzelne Früchte vorzeitig vom Baum holen – unabhängig vom Reifegrad.
  3. Natürlicher Fruchtfall: Bäume regulieren manchmal ihre Last, um die verbliebenen Früchte besser mit Nährstoffen zu versorgen. Dieser „Juni- oder Vorerntefall“ kann auch später im Sommer vorkommen, wenn der Baum spürt, dass nicht alle Früchte gleichzeitig versorgt werden können. In Jahren in denen die Blüte unbeschadet von Frost oder ähnlichen befruchtet wird, ist dieser Effekt oft stärker

Wie erkennt man echte Erntereife?

Grundsätzlich lässt sich schon einmal festhalten, dass ein paar heruntergefallene Früchte kein Signal dafür sind, die Früchte sofort ernten zu müssen. Ein vorzeitiger Abwurf von 5 bis 10% ist nicht selten und auch nicht beunruhigend. Es lohnt sich also genauer hin zu sehen. Denn wer zu früh erntet bekommt unvollkommenes Ost. Das heißt weniger Aroma, weniger Zucker und eine schlechtere Lagerfähigkeit.

 

Es ist besser, dass frühe Fallobst zu nutzen um dem aktuellen Reifegrad der Früchte am Baum einzuschätzen. Folgende Aspekte können dabei berücksichtigt werden:

  • Kerne: Bei den meisten Sorten sind die Kerne bei vollreifen Früchten dunkelbraun oder schwarz, sind sie noch grün oder nur blass braun, spricht es dafür, dass sie noch nicht reif sind.
  • Fruchtfarbe: Die Deckfarbe ist sortentypisch ausgeprägt, auch die Grundfarbe (von grün zu gelblich) verändert sich.
  • Stiellösung: Reife Äpfel lassen sich leicht vom Baum abdrehen, ohne zu reißen.
  • Geschmackstest: Vollmundiger, sortentypischer Geschmack ohne übermäßige Säure